Erfahrungen der Kinder

Wir haben die Jugendlichen gebeten, über ihr Leben im Sozial- und Lerntherapeutischen Internat Weiße-Villa-Harz zu berichten und einige Zeilen niederzuschreiben.

Zunächst haben wir gemeinsam mit den jungen Menschen Fragen formuliert, die den biographischen Hintergrund und ihr Leben in unserer Einrichtung einfangen. Folgender Leitfaden entstand als Ergebnis:

  • Wie bin ich hier angekommen?
  • Was war für mich wichtig?
  • Was bedeutet für mich Entwicklung?
  • Was nehme ich mit?
  • Was erwartet die Jugendlichen hier?
  • Was hat mir besonders gut getan?
  • Was ist mir schwer gefallen?
  • Wie erlebe ich die Heimfahrten?
  • Wie hat sich das familiäre Leben entwickelt?
  • Was ist das Besondere an dieser Einrichtung?

Ob und zu welchen Punkten sich die Jugendlichen äußern wollten, blieb ihnen überlassen.

Wir laden Sie ein, in den Texten (anonymisierter) zu stöbern.

Fiona

Bevor ich in die Weiße Villa kam war ich sehr aggressiv mir gegenüber und anderen gegenüber. Ich habe versucht Problemen aus dem Weg zu gehen, habe sehr viel getrunken und geraucht, habe verschiedene Drogen mal ausprobiert. Gekifft habe ich eigentlich jeden Tag. Um meinen Bedürfnissen nachzugehen habe ich meine Eltern bestohlen. Ich bin nicht zur Schule gegangen und wenn ich mal da war habe ich mich scheiße verhalten. Mir waren meine „falschen“ Freunde viel wichtiger als alles andere.

In der Villa habe ich andere Werte kennen gelernt. Gelernt mit mir und anderen besser umzugehen. Ich habe Grenzen kennen gelernt und auch wahrnehmen können. Ich habe hier gelernt was Familie und Freundschaft bedeutet. Ich kann zwischen richtigen und falschen Freunden nun unterscheiden. Ich habe meinen qualifizierten Hauptschulabschluss erreicht und meine Kosmetikerinnenausbildung und den Realschulabschluss abgeschlossen.
Zu Hause klappt es viel, viel besser, weil wir uns gegenseitig besser verstehen können und vernünftig über Dinge reden können, ohne dass es eskaliert.
Für die Zukunft in Bremen nehme ich mir vor meinen Führerschein zu machen, eventuell Fachabitur zu machen, zu Hause auszuziehen um auf eigenen Beinen zu stehen und dann irgendwann einen guten Job zu finden und irgendwann eine eigene Familie zu haben.

Was für mich wichtig war:
Das immer jemand für mich da war und mich verstehen konnte. Extrem wichtig waren mir Fr. und Hr. Spamer. Sie haben mir geholfen wo es ging und mich auf den richtigen Weg geschupst. Die Mitarbeiter haben mich unterstützt. Es hat mir in meiner Entwicklung geholfen, dass auch wenn es mal nicht lief, oder es nicht so schnell geklappt hat, sie trotzdem drangeblieben sind.


Carolin

Als ich hier ankam, hatte ich große Aggressionen, die ich an allen ausgelassen habe und durch die ich jeden von mir gestoßen habe.
Erst hier habe ich begriffen, was ich angerichtet habe und wie sehr ich die Leute aus meinem Umfeld verletzt habe und dass ich dennoch meiner Familie und meinen Freunden wirklich etwas bedeute.
Ich habe gelernt Freundschaften zu schließen und aufrecht zu erhalten und zu verstehen, dass ich als Mensch noch wertvoll bin, selbst wenn ich mal eine andere Meinung haben sollte.
Die Zeit hier hat mir geholfen, mich bei den Heimfahrten besser mit meiner Mama zu verstehen, auszusprechen und auch, dass wir uns jetzt respektvoll und erwachsen begegnen.
Wahnsinnig geholfen hat mir, dass mir hier ein sauberes, geordnetes und angenehmes Zuhause geboten wird, in dem ich leben, Freundschaften schließen und zur Schule gehen kann.
Heute würde ich mich als ehrlich, ruhig, humorvoll beschreiben und vor allem, dass ich nachdenke, bevor ich „explodiere“.
Gearbeitet habe ich besonders an meiner Persönlichkeit (mir), an meinen Freundschaften und Beziehungen, dem Kontakt zu meiner Familie und meinen sehr guten Schulnoten.